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Forst kämpft gegen EU um seine Biomasse
Österreichs Land- und Forstwirtschaft will die Wälder weiterhin schützen und nützen. Die Europäische Kommission plant jedoch weitgehende Verbote der Bewirtschaftung. Zum Tag des Waldes am 21. März werden Positionen bezogen. Ausgetragen wird die Auseinandersetzung in den nächsten Tagen zwischen Kommission, Rat und Parlament der Europäische Union. Längere Debatten und harte Konflikte sind programmiert.
Forstwirtschaft ist nachhaltig
Österreichs Forstwirtschaft arbeitet nachhaltig, erhält also die Substanz der Wälder, mehr noch, diese Substanz nimmt zu: Laut aktueller Waldinventur erhöhte sich die Waldfläche Österreichs auf mehr als vier Millionen Hektar (knapp die Hälfte des Staatsgebietes), der Holzbestand erreichte einen neuen Höchststand. Der Zuwachs an Wald und Forst liegt über der Nutzung, damit ist die Forstwirtschaft nachhaltig. Zwei Drittel der Waldfläche sind PEFC-zertifiziert, was ihnen eine nachhaltige und klimafitte Bewirtschaftung bescheinigt.
Österreich ist anders
Damit unterscheidet sich Österreich von jenen Staaten, die historisch bedingt an Waldfläche verloren haben, etwa Länder am Mittelmeer, und von Staaten, die wegen ihrer außerordentlichen Größe die Wälder industriell bewirtschaften, etwa in Nordeuropa.
Kommission plant neue Verbote
Die Europäische Kommission plant nun, für Europas Wälder trotz der Unterschiede einheitliche Regeln zu erlassen, um sie nachhaltiger zu gestalten. Diese sind im Vorschlag für die nächste Erneuerbaren-Richtlinie enthalten, der Renewable Energy Direktive III (REDIII).
Darin soll festgelegt werden, was künftig zur Erreichung der Klimaschutzziele angerechnet werden darf und worin erneuerbare Energien bestehen. Vorgesehen sind teils Verbote, teils Beschränkungen der Bewirtschaftung.
Für Österreichs bereits nachhaltige Forstwirtschaft ergäben sich daraus schwerwiegende und folgenreiche Nachteile, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.
Österreichs Land- und Forstwirte beziehen daher klar Position gegen den Vorschlag der Kommission. Sie protestieren dagegen, dass Holz nicht mehr wie in bisherigem Umfang etwa als Biomasse für Erneuerbare Energien genutzt werden darf, während in der EU die Kernenergie als nachhaltig eingestuft wird und die Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden.
Kniefall vor Atomlobby
Mit harten Worten schaltet sich Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich in die Debatte ein: „Auf EU-Ebene geht es derzeit ‚um’s Eingemachte‘. Atomkraft als ‚grün‘ anzuerkennen, unsere nachhaltige Biomasse hingegen mit klimaschädlichen fossilen Energieträgern gleichzusetzen, widerspricht jedem Hausverstand. Diesen lebensfeindlichen Kniefall vor der Atom- und Fossillobby dürfen wir keinesfalls zulassen“, warnt Josef Moosbrugger in seinem Statement.
Österreichs Forst arbeite nachhaltig, denn der Holzvorrat in den Wäldern ist seit den 1970er Jahren um die Hälfte angewachsen. Moosbrugger appelliert daher: „Wir fordern Energie- und Klimaschutzministerin Gewessler daher auf, sich für die Interessen Österreichs einzusetzen und für die Nutzung des regionalen Biomasse-Potenzials sowie für vitale Wälder und Klimaschutz zu stimmen.“
Österreichs Wald so groß wie die Schweiz
Der Bauernbund verweist ebenfalls auf die Substanz der Wälder und die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft. Die österreichische Waldfläche entspricht der Größe der Schweiz, zudem kommen pro Jahr 2.300 Hektar dazu.
„Österreich ist Vorzeigeland bei der aktiven Bewirtschaftung des Waldes. Die nachhaltige Bewirtschaftung trägt wesentlich zum Schutz von Klima und Umwelt bei, der Wald muss Teil der Energiewende sein“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von MEP Simone Schmiedtbauer sowie Felix Montecuccoli (Präsident Land und Forst Betriebe) sowie Abg. Georg Strasser (Präsident des Bauernbundes).
Klimawandel erfordert Waldwirtschaft
So meint Simone Schmiedtbauer: „Unsere Wälder sind eine Antwort auf aktuelle Herausforderungen im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung. Bei den EU-Initiativen wird dieser Rolle aber leider oft nicht Rechnung getragen.“
Daher, so Schmiedtbauer, sei die Bewirtschaftung der Wälder erforderlich: „Die Waldstrategie, in der die EU-Kommission fordert, große Teile unserer Wälder außer Nutzung zu stellen, sieht unbewirtschaftete Wälder als das Ideal an. Für eine optimale Nutzung von holzbasierten Rohstoffen, für eine größtmögliche CO2-Speicherkapazität und als Quelle von nachhaltiger Energie brauchen wir aber eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung.“
Für die Energiewende benötige es die Biomasse, hatte Schmiedtbauer in einem Gastkommentar erklärt.
Minister für Kurs auf Biomasse
Ähnlich hatte sich schon Land- und Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig geäußert, der auf eine stimmige Wirtschafts- und Klimapolitik drängt: „Dass Biomasse nicht mehr als erneuerbare Energie gelten soll, ist absolut praxisfremd! Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert – aber nachhaltige Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen.“