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Teilzeit-Debatte: Reformen für Arbeit und Wohlstand

Reformen sollen Anreize schaffen, dass sich Arbeit in Vollzeit im Vergleich zu Teilzeit tatsächlich lohnt. Foto: JouJou/pixelio.de

Der Sozial- und Wohlfahrtsstaat beruht auf Arbeit und Leistung. Damit das so bleibt, sind Reformen fällig, etwa um Arbeit in Vollzeit wieder attraktiver zu stellen. Gegenwärtig falsche Anreize sollen und durch richtige ersetzt werden, fordern Experten und Wirtschaftsvertreter.

 

Umstieg von Teil- auf Vollzeit nicht attraktiv

Österreich hat in Europa den zweihöchsten Anteil an Arbeitskräften in Teilzeit. Das hat einen Grund etwa in Betreuungspflichten von Frauen, allerdings auch in falschen Anreizen, sagt Monika Köppl-Turyna, Geschäftsführerin von eco-Austria im Ö1-Interview.

Die Arbeitszeit pro Person ist gesunken, so Köppl-Turyna, aber die Ausgaben des Sozialstaates steigen kontinuierlich an. Zugleich hat Österreich gemessen an seiner Wirtschaftsgröße die höchste Quote an offenen Stellen. Doch der Umstieg von Teil- auf Vollzeit werde ist häufig wegen dann steigender Beiträge zur Sozialversicherung und wegen höherer Einkommens- bzw. Lohnsteuer nicht attraktiv: „Hier sind die Anreize zum Teil einfach falsch“, sagt Köppl-Turyna. Selbstverständlich sei aber zu berücksichtigen, dass in manchen Regionen eine Arbeit in Vollzeit für beide Elternteile wegen mangelnder Kinderbetreuung nicht möglich ist.

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Reform soll Anreize bringen

Die Bundesregierung plant, die Rahmenbedingungen für den Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit zu verbessern, sagt dazu ÖVP-Generalsekretär Abg. Nico Marchetti.

„Damit es sich in Österreich auszahlt, Vollzeit zu arbeiten, braucht es stärkere Anreize für alle, die Vollzeit arbeiten können. Gleichzeitig müssen wir jene anerkennen, die trotz Betreuungspflichten erwerbstätig sind“, erklärt Marchetti zu den im Regierungsprogramm fixierten Reformen. Die Volkspartei sehe es zugleich mit Sorge, dass „immer mehr Menschen ohne familiäre Betreuungspflichten auf Teilzeit setzen“.

Auf die negativen Folgen des hohen Anteils an Teilzeitarbeit verweist ÖVP-Wirtschaftssprecher Abg. Kurt Egger: „Der Trend zur dauerhaften Teilzeit ohne triftige Gründe entwickelt sich zunehmend zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem mit langfristigen Schäden, die Wettbewerbs- und Wohlstandsverlust bedeuten. Der Anteil der Teilzeitkräfte bei Männern ohne Kinder ist mittlerweile sogar höher als jener der Väter. Der Grund: Mehrarbeit lohnt sich nicht. Österreich begünstigt Teilzeitarbeit.“

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Daher sind Reformen nötig: „Es braucht Maßnahmen wie einen Vollzeitbonus. Dabei soll bei ganzjähriger Vollzeitarbeit zusätzlich zum Urlaubs- und Weihnachtsgeld ein Monatsgehalt steuerfrei gestellt werden“, fordert Wirtschaftsbund-Generalsekretär und ÖVP-Wirtschaftssprecher Kurt Egger.

Vehement für Reformen spricht sich der Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Jochen Danninger, in einem Interview mit der Kronen-Zeitung aus: „Wir brauchen keine Diskussion über eine ‚gute‘ Teilzeit. Wir brauchen einen Schulterschluss für mehr Arbeitszeit, wo es möglich ist – sonst wird es eng für unsere Sozialsysteme.“ Denn, so Danninger, wenn „hunderttausende Erwerbsfähige bewusst kürzertreten, wird das System instabil.“