News

Bäuerlicher Forderungskatalog zur EU-Agenda

Georg Strasser: Kennzeichnung schafft Transparenz und Vertrauen. Foto: Bauernbund

Mit einer breiten Offensive geht Österreichs Landwirtschaft in Brüssel und in Wien an die Öffentlichkeit. Der Forderungskatalog zielt auf Themen, die auf der EU-Agenda zur Abstimmung stehen.

 

Internationales Online-Pressegespräch

Es war ein Online-Pressegespräch, geführt in Brüssel und in Wien, mit dem sich hochrangige Agrarier am Montag an die Öffentlichkeit wandten: EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer, Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger, Bauernbundpräsident Georg Strasser und der Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“, Josef Plank, präsentierten den bäuerlichen Forderungskatalog für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem. Ihr Adressat: Die Europäische Kommission in Brüssel.

 

Bäuerlicher Forderungskatalog

In ihrem bäuerlichen Forderungskatalog verlangen die Agrarier, die bewährten österreichischen Strukturen und Standards zu erhalten, die Agrarimporte mit niedrigeren Standards hingegen zu vermindern.

„Die Landwirtinnen und Landwirte bilden das Herz und das Fundament der Produktionskette für Lebensmittel. Ihre Interessen müssen in dem für Herbst erwarteten Vorschlag der EU-Kommission für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem berücksichtigt werden“ forderten Schmiedtbauer, Moosbrugger, Strasser und Plank.

Die Begründung der Forderung: „Einen nachhaltigeren Weg in unserem Lebensmittelsystem können wir nur mit den bäuerlichen Familienbetrieben einschlagen, nicht gegen sie. Wir erwarten uns daher einen Vorschlag, der alle drei Säulen der Nachhaltigkeit gleichermaßen abdeckt – also Ökologie, Ökonomie und Soziales.“

 

Österreichs hohe Standards erhalten

Österreichs Agrarier fordern – einmal mehr – die besonderen Strukturen der heimischen Landwirtschaft zu berücksichtigen: Diese liegen in kleinen bis mittelgroßen Familienbetrieben, die hohe Standards im Pflanzen- und im Tierschutz erfüllen. Die Regelwerke der Europäischen Union sind hingegen meist an äußerst großflächiger, nahezu industrieller Landwirtschaft mit niedrigeren Standards für Pflanz- und Tierschutz orientiert.

Und hier die Positionen und Thesen Agrarier im Einzelnen:

Simone Schmiedtbauer, Bäuerin und Mitglied des Europäischen Parlaments. Foto Arthur

Simone Schmiedtbauer, Bäuerin und Mitglied des Europäischen Parlaments. Foto Arthur

Schmiedtbauer: Bekenntnis zur landwirtschaftlichen Produktion

„Zu oft zielen die EU-Initiativen in der Landwirtschaft nur auf Verbote, Einschränkungen und Hürden für die Bodenbewirtschafterinnen und Bodenbewirtschafter ab. Ich erwarte mir von der EU-Kommission bei diesem Rahmengesetz ein klares Bekenntnis zur landwirtschaftlichen Produktion in Europa. Denn echte Nachhaltigkeit in unserem Lebensmittelsystem erreichen wir nur mit regionalen und saisonalen Erzeugnissen aus Bauernhand“, sagt EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer.

 

Moosbrugger: Fairness und Nachhaltigkeit

„Brüsseler Politik ist nur dann gut, wenn sie für die Betroffenen, so auch die Bäuerinnen und Bauern, nachvollziehbar und umsetzbar ist. Es darf nicht sein, dass unsere bäuerlichen Familienunternehmen immer strengere Standards einhalten müssen, während diese für Importe nicht gelten. Gleiche Spielregeln für alle und mehr Wettbewerbsfairness! EU-Initiativen dürfen nicht der umweltschädlichen Agrarindustrie in Übersee dienen, sondern müssen unsere nachhaltigen Höfe stärken“, betont LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger.

„Die einzelnen EU-Initiativen sind auch besser zwischen den Ressorts abzustimmen, praktikabel zu gestalten und zusammenzuführen. Wir brauchen einen klaren Zukunftsweg und keinen dornigen Irrgarten.“

 

Strasser: Stellung der Bäuerinnen und Bauern stärken

„Die Position jener, die am Beginn der Wertschöpfungskette stehen, muss in einer Verordnung für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem ihren Platz finden und gut abgesichert sein. Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen faire Preise und eine angemessene Abgeltung für erhöhte Umweltauflagen und freiwillige Mehrleistungen. Zusammenschlüsse in Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften ermöglichen die bessere Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und sollen auch im Lebensmittelsystem der EU abgebildet sein. Nachhaltige Versorgung bedeutet auch sichere Versorgung, deshalb fordern wir ein besonderes Augenmerk auf Ernährungssouveränität im Lebensmittelsystem der Zukunft“, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser.

Fairness für alle: Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Foto: LKÖ

Effizienter Einsatz von Ressourcen: Josef Plank (l.), Wirtschaften am Land. Foto: Harald Klemm

Plank: Ressourceneffiziente Landwirtschaft ermöglichen

„Eine Verordnung zu einem nachhaltigen EU-Lebensmittelsystem muss eine ressourceneffiziente Landwirtschaft ermöglichen. Wir alle in der österreichischen Landwirtschaft sind seit jeher bestrebt, täglich besser zu werden. Jetzt ist die Kommission gefordert, der Landwirtschaft die nötigen Werkzeuge dafür zur Verfügung stellen“, fordert der Obmann von „Wirtschaften am Land“ Josef Plank.

„Die Verordnung muss Rücksicht auf die Besonderheiten und Bedürfnisse der europäischen Land- und Forstwirtschaft nehmen. Eine überbordende Bürokratie ist insbesondere für unsere Klein- und Mittelbetriebe in der Landwirtschaft existenzgefährdend. Jetzt gilt es, Meilensteine für die kommenden Hofübernehmer und alle, die in der Landwirtschaft tätig sind, zu setzen.“

Die Initiative „Wirtschaften am Land“ hat kürzlich das Papier „Innovation Deal“ vorgelegt, indem innovative Ansätze zur Verminderung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln teils präsentiert, teils gefordert werden.

Der Forderungskatalog ist unter https://www.simone-schmiedtbauer.at/wp-content/uploads/2023/06/2023-06-23-Baeuerlicher-Forderungskatalog-fuer-ein-nachhaltiges-EU-Lebensmittelsystem.pdf verfügbar.