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Impfallianz Österreich-Israel-Dänemark: Bereit für die 2. Impfstoff-Generation

Foto: BKA/ Dragan Tatic

Am Donnerstag reiste Bundeskanzler Sebastian Kurz zusammen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nach Israel, um das weitere Vorgehen zur Bildung einer zukunftssicheren Impfstoffallianz zu besprechen, die auf neue Herausforderungen, wie Corona-Mutationen, wirksam reagieren kann. 

Israel gilt als Impfweltmeister mit einer Durchimpfungsrate von 55% der Bevölkerung. Nirgends auf der Welt wurde bislang anteilsmäßig mehr geimpft als in Israel. Weiterhin steigt die Impfrate in der Bevölkerung täglich um 0,5%. Israel verfolgt dabei eine einzigartige Strategie, die sich bislang als voller Erfolg für die Pandemiebekämpfung im Land zeigt. Bedingt sind die Durchführbarkeit und der Erfolg dieser Strategie in Zusammenarbeit mit Pfizer auch durch die geographischen und gesellschaftlichen Besonderheiten Israels, die mit österreichischen Bedingungen nicht vergleichbar sind.

 

Vorbereitung auf Mutationen im Fokus

In Wien sieht man deutliche Anknüpfungspunkte in Israel wenn es darum geht, sich als erfolgreicher Akteur im weltweiten Impfgeschehen zu positionieren. Insbesondere geht es um die Impfstoffe der sogenannten zweiten Generation. Österreich will aus der Ausnahmesituation letzten Frühling schnell lernen und sich auf die Herausforderungen vorbereiten, die etwa mit weiteren Mutationen des Coronavirus auftreten. Die Forschung, Entwicklung und Produktion in Österreich sollen auf weitere gefährliche Mutationen bestmöglich vorbereitet sein.

Zu diesem Zwecke besichtigte Kanzler Kurz zusammen mit seiner dänischen Amtskollegin und dem israelischen Premier Netanyahu Einrichtungen der Impfinfrastruktur und setzt im sechs Augen Gespräch auf einen wesentlichen Knowhow Austausch. Die österreichischen Ressourcen hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Produktion neuer Impfstoffe stehen dabei im Vordergrund, aber auch israelische Innovationen werden einen wesentlichen Anteil zur Allianz beitragen. Beispielsweise gibt es Bemühungen einer Verbindung von nasaler und oraler Impfung. In diesen Bereichen sind österreichische respektive israelische Unternehmen federführend forschend.

Ausbau der gemeinsamen Kompetenzen

Zusätzlich zu den bereits bestehenden zwei Produktionsstandorten in Österreich (Novartis in Tirol und Pfizer/Polynum in Orth an der Donau) soll ein Produktionsnetzwerk mit Dänemark und Israel geschaffen werden. Eine Taskforce dafür soll geschaffen werden, die etwa die Bündelung des Potentials Österreichs und Dänemarks in der Lipidprouktion vorsieht. Lipide sind synthetische Fette, die bei mRNA Impfstoffen wie BioNtech/Pfizer eingesetzt werden und den Impfstoff schützen, bis er die jeweiligen Zellen im Körper erreicht hat. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Lipiden ist für die Impfstoffproduktion entscheidend und kann diese dementsprechend beschleunigen.

Weitere Themen sind die umfassenden Erfahrungen, die in Österreich bereits bei der Sequenzierung gesammelt werden können. Besonders hinsichtlich der in Tirol auftretenden Südafrika-Mutation steigt der Wissensstand stetig. Die Daten hierfür liefern etwa die 2.500 partiellen Sequenzierungen durch Labore, die PCR-Tests durchführen, sowie umfassende Abwasseranalysen durch die Technischen Universitäten Wien und Innsbruck sowie die MedUni Innsbruck. Auch die anstehende Studie zur Modell-Impfung des Bezirk Schwaz als europäische Forschungsregion wird in Österreich den Wissensstand zur Handhabe von Mutationen entscheidend ausbauen und die zukünftige Bekämpfung von Mutationen erleichtern.

Weitere Gespräche zur Rolle Österreichs

Für Kanzler Kurz liegen dem Streben nach einer Impfallianz mit Israel und Dänemark auch die Erfahrungen mit der europäischen Impfstoffbeschaffung zugrunde, die dem Kanzler langsamer als erwartet verlief. Kurz betonte, dass man auf neue Herausforderungen wie Mutationen schnellstmöglich reagieren können muss. Dies soll mit der Impfallianz abgesichert werden.

Ein deutliches Signal in Richtung Österreich gibt währenddessen der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton (Frankreich) der sich am Freitag mit Sebastian Kurz zur Rolle Österreichs in der europäischen Impfstoffproduktion austauschen wird. Breton, der ursprünglich mit den EU-Handelsagenden betraut ist, hat im Februar die Leitung einer neue gegründeten EU-Taskforce zur Impfstoffproduktion übernommen. Bei den Gesprächen am Freitag in Wien wird es vor allem um den Ausbau der europäischen Impfstoffproduktion gehen und welche Rolle Österreich dabei spielen soll.