Berichte
„Tiefster Sexismus“: Falter kommt vor den Presserat
Das Wiener Regionalblatt „Falter“ steht in scharfer Kritik. Unter Chefredakteur Florian Klenk ist die Zeitschrift mit einem Beilagen-Cover erschienen, das – so Politikerinnen – mit „tiefstem Sexismus“ strotzt: Einer Fotomontage der Heiligen Familie mit einem Bild von Sebastian Kurz und seiner Lebensgefährtin. Zudem stelle der Beilagen-Aufmacher „die Verunglimpfung einer jungen Mutter“ dar, kritisiert etwa ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller. Frauenministerin Susanne Raab nennt das Cover „sexistisch und geschmacklos“. Abgeordnete der Grünen bringen das Blatt vor den Presserat.
Falter verabschiedet sich „endgültig von journalistischem Ethos“
Das Cover einer Jahresbeilage des aktuellen Falters zeige vor allem, dass sich das Wiener Regionalblatt „offensichtlich von jedwedem journalistischen Ethos“ verabschiedet hat. So handle es sich bei dem Aufmacher „um eine kaum fassbare Entgleisung“, die zeigt, „von was für einem ungeheuren Hass manche getrieben sind“, findet Elisabeth Pfurtscheller klare Worte.
Der Falter habe ganz klar „einen neuen Tiefpunkt“ erreicht, der „nicht ohne Konsequenzen bleiben“ dürfe, so die ÖVP-Frauensprecherin.
Fotomontage eines alten Gemäldes
Es geht um eine Verfremdung des Gemäldes „The Holy Family with Shepherds“ des belgischen Malers Jacob Jordaens aus dem 17 Jahrhundert. In das Bild der Heiligen Familie wurden offenbar mittels Fotomontage die Gesichter von Sebastian Kurz und seiner Lebensgefährtin, Alexander Schallenberg und Herbert Kickl eingefügt.
Noch in den Abendstunden des Dienstags vor Weihnachten begann auf Kanälen der sozialen Medien eine Welle der Empörung und Entrüstung, die sich gegen den Falter richtete. Die tatsächlich vernichtende Kritik kam sowohl von Journalisten als auch aus der Leserschaft. Kernpunkt der Kritik war die Feststellungen, dass das Bild sexistisch sei und zudem die Lebensgefährtin des früheren Bundeskanzler Sebastian Kurz und Mutter des gemeinsamen Kindes ohne jeglichen Zusammenhang zur Politik als stillende Mutter bloßgestellt werde.
„Alle Hemmungen“ bei Falter gefallen
Eine Entschuldigung von Chefredakteur Florian Klenk sei „das Mindeste“, was nun angebracht sei. Das würde zumindest „davon zeugen, dass dort noch ein kleiner Rest an Anstand existiert“, betont Pfurtscheller.
Bezeichnend ist auch, dass selbsternannte „progressive Kräfte“ im Namen der vermeintlich „guten Sache“ nicht einmal von „tiefstem Sexismus“ zurückschrecken würden. Der „Falter“ inszeniert sich gerne als moralische Instanz, die „selbstgerecht über Richtig und Falsch“ entscheidet.
„Wenn es aber um andere Weltanschauungen bzw. den politischen Gegner geht, dann fallen alle Hemmungen“, bilanziert Pfurtscheller und fordert dabei Florian Klenk auf, sich diese Tatsache „selbst einmal vor Augen zu führen“.
Ministerin mit deutlicher Kritik
Auch die Frauenministerin Susanne Raab äußerte sich deutlich zum Titelbild des Falters. Für Raab sei ein derartiges Cover „sexistisch und geschmacklos“. Für Raab sei es zudem eine Grenzüberschreitung, dass „völlig unbeteiligte Privatpersonen in die Öffentlichkeit gezogen und bloßgestellt werden“.
Presserat befasst sich im Jänner
Als „in hohem Maße sexistisch, herabwürdigend, ja geradezu empörend“ bezeichneten die Grüne Frauensprecherin Meri Disoski und Mediensprecherin Eva Blimlinger diese Abbildung. Sie richteten ein Schreiben an den Presserat mit dem Ersuchen um die Einleitung eines Verfahrens gegen den „Falter„. Auf Twitter kündigte dann der Presserat an, die Angelegenheit wegen der zahlreichen Beschwerden zum Jahresauftakt zu behandeln.