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Nehammer und Kocher auf Klima- und Energiemission in Norwegen

In Sachen CO2 Speicherung sieht Bundeskanzler Karl Nehammer Norwegen als Vorbild. Am Mittwoch traf er seinen Amtskollegen in Oslo. Foto: BKA/Dragan Tatic

Bundeskanzler Karl Nehammer und Wirtschaftsminister Martin Kocher waren am Mittwoch auf Arbeitsbesuch in Oslo. Schwerpunkte der Kurzvisite: Stärkung der bilateralen Beziehungen und Wissenstransfer im Bereich „Carbon Capture“.  Norwegen betreibt die Speicherung von Kohlendioxid und entwickelt weitere Modelle

 

Österreich im Norden aktiv

In Norwegen sind rund 100 österreichische Unternehmen aktiv, davon mehr als 50 mit eigenen Niederlassungen oder Produktionsstätten. Darunter beispielsweise OMV, Palfinger, PNC (Porr), Swarco, Wienerberger, Pipelife.

Die Warenexporte nach Norwegen belaufen sich auf 635 Millionen Euro (2022). Für das Jahr 2023 zeichnet sich ein weiterer Zuwachs ab.  Gleichzeitig wird aus Norwegen ein Warenwert von 566 Millionen Euro nach Österreich importiert.

Nehammer traf Norwegens Premierminister Jonas Gahr Store zu einem einem Arbeitsgespräch, einige der in Norwegen tätigen Unternehmen und Unternehmer zu einem Erfahrungsaustausch.

Besonderes Augenmerk galt dem Besuch eines Carbon Capture and Storage-Projekts des norwegischen Unternehmens HOC.

Die Plattform Transocean Enabler pumpt CO2 in ausgebeutete Lagerstätten. Foto: nrk

Norwegen als Vorbild bei CO2-Speicherung

Norwegen ist einer der größten Erdöl- und Erdgasexporteure der Welt und verfügt über ein bedeutendes Ressourcenpotenzial. Und: Carbon Capture and Storage (CCS), also die Speicherung von abgeschiedenem CO2, wird bereits seit 1996 praktiziert.

Carbon Capture bezeichnet das Abscheiden oder Einfangen von CO2 aus industriellen Abgasen sowie aus der Luft. Carbon Capture and Storage beschreibt die langfristige Speicherung des abgetrennten CO2, etwa in leeren Gas- oder Ölfeldern. Da diese Speicher zuvor Öl und Gas über tausende Jahre unberührt in sich trugen, gelten sie auch für die Einspeicherung von CO2 als sicher.

Um die ambitionierten Klimaziele erreichen zu können, reicht die bloße Senkung des CO2-Ausstoßes nicht aus. Österreich braucht auch ein Konzept, um vorhandene Potentiale zur Bindung von Treibhausgasen klug einzusetzen und langfristig zu sichern, wie es in einer Mitteilung des Bundeskanzleramtes heißt.

Eine erste Initiative dazu setzt Finanzminister Magnus mit dem Start für eine nationale Carbon Management Strategie.

 

Nehammer möchte Aufhebung des Speicher-Verbots

„Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir uns mit der CO2-Speicherung auseinandersetzen. Norwegen hat das vorgezeigt und speichert CO2 seit Jahren ein. Es ist Zeit, dass auch Österreich das tut „, wird Nehammer von mehreren Medien in Norwegen zitiert. Der Bundeskanzler fordert eine Aufhebung des Verbots von CO2-Speicherung in Österreich.

Die Speicherung kann insbesondere der Industrie helfen, ihre Ziele in der Dekarbonisierung zu erreichen. Dies gilt vor allem für die „hard-to- decarbonise industries“, also jene Industrien, die viel Energie einzusetzen haben und – wie die Zementindustrie – die Verbrennung benötigen.

 

Kurswechsel bei den Grünen – in Deutschland

Die deutsche Tageszeitung Die Welt berichtet unterdessen von einer Änderung der Linie der deutschen Grünen zur unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. Diese galt bisher als „Risikotechnologie“ mit „unabsehbaren Gefahren“.

Angesichts der Klimakrise und des Vorsprungs anderer Staaten ändert die Partei nun offenbar im Programm zur Europawahl ihre Haltung gegenüber der Technologie, schreibt Die Welt unter Berufung auf Informationen der Süddeutschen Zeitung. Aus dem Entwurf für das Wahlprogramm zur Europawahl 2024 gehe hervor, dass die Partei ihren Widerstand gegen die CCS-Technologie aufgeben und deren Einsatz in bestimmten Fällen zulassen will, heißt es in dem Bericht.

Die Grünen in Deutschland ändern Kurs und sind für die Speicherung von Kohlendixid. Screenshot Die Welt

Die Grünen in Deutschland ändern Kurs und sind für die Speicherung von Kohlendixid. Screenshot Die Welt

Kohlendioxid ist verwendbar

Das eingespeicherte CO2 kann im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder verwendet und direkt genutzt werden, z.B. als Kohlensäure in Getränken, zur Entkoffeinierung, in Gewächshäusern für das Pflanzenwachstum, als Kühlmittel oder in der Medizin.

Bei der indirekten Verwendung dient CO2 als Zwischenprodukt und wird mit anderen Stoffen zu synthetischen Kraftstoffen, Düngemittel oder Kunststoffen veredelt oder kann als Substitutionsprodukt in Baustoffen wie z.B. Beton verwendet werden.

Österreich müsse vielmehr an Forschung und Innovation glauben und an die Schaffenskraft und den Innovationsgeist der Menschen in Österreich und dies auch fördern, statt auf Verbote zu setzen, erklärte der Kanzler weiter.