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Interview mit Susanne Kraus-Winkler: Was bringt die Zukunft im Tourismus?

Der Tourismus ist ein kräftiger Motor der österreichischen Wirtschaftsleistung. Fast 200.000 Menschen arbeiten unselbstständig in der Branche. Zur-Sache hat mit der Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über die Herausforderungen im Tourismus der Zukunft gesprochen. Foto: BKA / Andy Wenzel

Der Tourismus ist ein kräftiger Motor der österreichischen Wirtschaftsleistung. Fast 200.000 Menschen arbeiten unselbstständig in der Branche. Zur-Sache hat mit der Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über die Herausforderungen im Tourismus der Zukunft gesprochen. 

 

ZS: Mit Oktober sind 199.000 unselbstständig Beschäftigte im Tourismus gemeldet, das ist ein Plus von rund 2 % gegenüber dem Vorkrisenmonat Oktober 2019. Gleichzeitig fehlt es in der Branche überall an Personal. Was wird von Seiten der Politik unternommen um den erhöhten Arbeitskräftebedarf zu decken?

StS Kraus-Winkler: Der erhöhte Arbeitskräftebedarf verdeutlicht den Paradigmenwechsel am touristischen Arbeitsmarkt von einem Arbeitgebermarkt, hin zu einem Arbeitnehmermarkt. Heutzutage gibt es wesentlich mehr Arbeitsmöglichkeiten in der Branche, zeitgleich ist auch das Produkt Tourismus über die Jahre komplexer und vielfältiger geworden. Bei unserem gemeinsamen Arbeitsmarkt-Stakeholdergipfel haben wir im Staatssekretariat drei strategische Handlungsfelder definiert, um nach den Pandemiejahren wieder möglichst viele Menschen für eine Tätigkeit im Tourismus zu begeistern.

Erstens sollen Anreizsysteme geschaffen werden, um mehr Personen zu mobilisieren. Dies beginnt bei flexiblen Arbeitszeiten bis hin zu Mitarbeiterwohnungen oder Kinderbetreuungsoptionen, aber auch steuerbefreite Zuverdienstmöglichkeiten für Regelpensionisten etc.. Zweitens sollen durch gezielte Qualifikationsmaßnahmen, die Ausbildung im Tourismus gestärkt und digitaler, praxisnaher und inhaltlich flexibler gestaltet werden. Und drittens geht es um die generelle Attraktivierung der Arbeit in Tourismusbetrieben, um insbesondere jungen Menschen die Vielfalt der Branche aufzuzeigen.

ZS: Digitalisierungsprozesse nehmen in allen Lebensbereichen einen immer höheren Stellenwert ein. Welche Vorteile kann die Tourismusbranche durch Digitalisierung erhalten?

StS Kraus-Winkler: Die Tourismusbranche durchläuft derzeit einen Strukturwandel, hin zum Qualitätstourismus. Umso wichtiger wird die Wertschöpfung pro Gast, wobei hier die Digitalisierung erhebliche Optimierungspotenziale birgt. Gemeinsam mit Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, wollen wir den „Digitalen Aktionsplan Tourismus“ vorantreiben.

Hier geht es einerseits um Erhöhung der Wertschöpfung durch innovative Datenvernetzung und andererseits um die Verbesserung der „Digital Skills“ innerhalb der Branche. Dabei geht es zum Beispiel um einen stärkeren digitalen Fokus bei den künftigen Lehrplänen oder um die Ausbildung von „Data Stewards“ für Tourismusorganisationen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vorantreiben von Verwaltungsvereinfachungen: Hier setzen wir den Schwerpunkt darauf, den bislang analogen Meldevorgang der Gäste zu digitalisieren und ein österreichweit einheitliches digitales Gästeblatt zu schaffen.

ZS: Mit 55 % ist der Großteil der Beschäftigten im Tourismus weiblich. Gut zwei Drittel davon sind Teilzeitbeschäftigte. Was kann unterstützend wirken, um mehr Frauen im Tourismus die Option zur Vollzeitbeschäftigung zu geben?

StS Kraus-Winkler: Kinderbetreuung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tourismus ist ein besonders herausforderndes und dringliches Handlungsfeld. Aus diesem Grund haben wir im Tourismusstaatssekretariat gerade eine Leuchtturmförderung zur besseren Vereinbarkeit von „Familie und Beruf“ initiiert. Gefördert werden dabei kooperativ-innovative Konzepte zur Kinderbetreuung. Die Höhe des Förderbetrages liegt pro Konzept bei max. 200.000 Euro, insgesamt stehen zwei Millionen Euro an Förderbudget zur Verfügung.

So unterstützen wir künftig erwerbstätige Mütter und Väter, die zum Beispiel aufgrund fehlender Kinderbetreuungsoptionen, aktuell nur einer Teilzeitbeschäftigung nachkommen können. Dies wirkt sich wiederum positiv auf den touristischen Arbeitsmarkt und den erhöhten Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Kinderbetreuung ist somit kein rein frauenpolitisches, sondern vielmehr ein wirtschaftspolitisches Thema.

 

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