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Geimpfte im Krankenhaus – Ein Faktencheck

Warum kommen geimpfte Personen auch ins Krankenhaus? Ein Faktencheck. Grafik: Zur-Sache / iStock Morsa Images

Die Impfung gegen das Corona-Virus schützt vor einem schweren Verlauf. Warum teilweise auch geimpfte Personen ins Krankenhaus müssen erläutert der Zur-Sache-Faktencheck.

Eine Immunisierung gegen das Corona-Virus funktioniert laut Österreich impft so: Für eine erste Impfserie sind 2 Dosen erforderlich (Ausnahme: Genesene). Danach kann man von einem ersten Schutz für eine gewisse Zeit ausgehen. Eine weitere Dosis (dritte Impfung) kann ab 4 Monaten und soll nach 6 Monaten nach der letzten Teilimpfung erfolgen. Nach dieser Auffrischungsimpfung gilt die Grundimmunisierung als abgeschlossen und man geht derzeit von einer Schutzdauer von 9-12 Monaten aus.

Zu Impfdurchbrüchen kann es kommen, weil keine Impfung zu 100 % schützt, weil die Immunabwehr zurückgegangen oder das Immunsystem geschwächt ist, weil die Booster-Impfung noch fehlt oder weil die Hygiene-Regeln nicht mehr so konsequent eingehalten wurden.

 

Hospitalisierungszahlen

Gemäß des Fact-Sheets „Intensivpflege und COVID“ des Gesundheitsministeriums mit Datenstand vom 9. November 2021 waren 25,7 % der COVID-19 Patienten auf Intensivstationen vollständig geimpft, auf Normalstationen lag dieser Anteil bei 48,5 %.

Bereits dort wird auf die Gruppengröße hingewiesen: „Diese Anteile können jedoch ohne Relation zur Gruppengröße der Geimpften und Ungeimpften nicht sinnvoll interpretiert werden.“

 

Hospitalisierung bedeutet nicht, dass die Impfung nicht wirkt

In einer anschaulichen Grafik wird dargestellt, warum ein hoher Anteil an geimpften Personen auf Intensivstationen nicht gleichzeitig bedeutet, dass die Impfung nicht wirke:

 

Erwarteter Anteil an geimpften Personen unter den Hospitalisierten. Quelle: GÖG- eigene Berechnung und Darstellung in Anlehnung an Financial Times basierend auf EMS, Diagnosen- und Leistungsdokumentation des BMSGPK, e-impfpass, sowie Andrews et al. (preprint) – aus Corona-Factsheet des Gesundheitsministeriums.

Erwarteter Anteil an geimpften Personen unter den Hospitalisierten. Auszug aus dem Corona-Factsheet des Gesundheitsministeriums.

 

Auch der Kurier berichtete bereits darüber, dass dies mit simpler Mathematik zu erklären ist: „Wären hundert Prozent der Menschen geimpft, läge auch der Anteil der Geimpften auf den Intensivstationen bei hundert Prozent.“

 

Prävalenzfehler

In der Statistik wird dies als Prävalenzfehler bezeichnet. Dieser führt dazu, dass Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen falsch eingeschätzt werden, wenn der Bezugsrahmen nicht richtig dargestellt wird. In folgender Grafik soll der Prävalenzfehler anschaulich dargestellt werden:

 

Grafische Veranschaulichung des Prävalenzfehlers. Grafik: Zur-Sache

Grafische Veranschaulichung des Prävalenzfehlers. Grafik: Zur-Sache

 

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: in einem Dorf leben 1.000 Einwohner. Davon sind 990 Einwohner geimpft, nur 10 nicht. Zwei kommen ins Krankenhaus, eine Person ist geimpft, die andere nicht, also 50 % Geimpfte sind im Krankenhaus. Mit Berücksichtigung auf den Bezugsrahmen, also die jeweilige Grundgesamtheit, sind dies jedoch 10 % der ungeimpften Einwohner und 0,1 % der geimpften Einwohner.

Delta-Variante und 3. Impfung

Ein weiterer Grund für den Anstieg an Spitalspatienten wird gemäß dem Factsheet des Gesundheitsministeriums mit der Delta-Variante in Zusammenhang gebracht, so heißt es etwa: „Zuletzt (Juni bis August 2021) wurde ein weiterer Anstieg der altersstandardisierten ICU-Rate um 16 % beobachtet, was unter anderem mit der Delta-Variante assoziiert werden kann.“

Laut einer Information des Gesundheitsministeriums seien geimpfte Personen besser vor einem schweren Verlauf geschützt, es bedarf jedoch einer dritten Impfung, bzw. einer zweiten Impfung beim Impfstoff von Johnson & Johnson, um einen Langzeitschutz gegen Corona zu erreichen.

 

Anmerkungen:

GÖG steht für Gesundheit Österreich GmbH. ICU steht für Intensiv Care Unit, also Intensivbett im Krankenhaus.