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Bettina Rausch´ Buchempfehlungen zum Weltfrauentag

Frauen vor den Vorhang holen - das ist die Devise der Politische Akademie und insbesondere jene von Bettina Rausch. Zum Weltfrauentag teilt sie ihre persönlichen Buchempfehlungen. Foto: PolAk

Frauen vor den Vorhang! Darum geht es der Präsidentin der Politischen Akademie,  Abgeordneten Bettina Rausch. Regelmäßig veröffentlicht sie ihre Buchtipps. Angelehnt an den Weltfrauentag am 8. März, empfiehlt sie acht Bücher – sieben von Frauen und eines über Frauen.

Warum bietet Bettina Rausch diese sieben Tipps für Literatur fürs Leben? „Ein Anliegen des Weltfrauentages war und bleibt es, Frauen und ihre Geschichten, ihre Schicksale, ihre Themen und ihre Anliegen sichtbar zu machen. In allen Gesellschaftsbereichen. Die Autorinnen beziehungsweise Herausgeberinnen der sieben Bücher tragen alle dazu bei: vor allem durch ihr eigenes Beispiel in diversen öffentlichen Rollen, aber auch in dem sie anderen Frauen in ihren Büchern oder in der realen Welt eine Bühne bieten. Sie mögen uns – gerade anlässlich des Weltfrauentages – auch in dieser Hinsicht Vorbilder sein“, so Rausch zu ihren Büchervorschlägen:

Vea Kaiser: Blasmusik-Pop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam (KiWi), 496 Seiten

Vea Kaiser ist mittlerweile ein Fixstern am österreichischen Literaturhimmel. Gottseidank. Vielleicht sind einige von euch erst in den letzten Jahren – etwa dank „Rückwärtswalzer“ – auf sie aufmerksam geworden.

Umso mehr will ich euch ihren ersten großen Roman „Blasmusik-Pop oder: Wie die Wissenschaft in die Berge kam“ aus dem Jahr 2012 ans Herz legen. Es ist eines der wenigen Bücher, die ich nach einigen Jahren ein zweites Mal gelesen habe – und es hat ein zweites Mal richtig Freude gemacht.

Der Kurier meinte dazu etwa: „Hier schlägt eine 23-jährige österreichische Naturgewalt in ein 490-Einwohner-Alpendorf ein! Vea Kaiser hat in den Trompeten, der Kirchturmglocke, dem Maibaum-Aufstellen den Pop entdeckt.“

Mehr über Vea Kaiser und ihr Wirken: https://www.veakaiser.de/

 

Danielle Spera: Le Chaim (Amalthea Signum), 224 Seiten

Wenn man wie ich zwar einiges über das Judentum an sich gelernt und gelesen hat (z.B. in Danielle Speras 2020 erschienenem Buch „100 x Österreich: Judentum“), in seinem bisherigen Leben aber wenig mit jüdischen Mitbürgerinnern und Mitbürgern zu tun hatte, dann ist „Le Chaim“ quasi Pflichtlektüre.

Auf 224 umfassend bebilderten Seiten erzählt Danielle Spera unter anderem warum das jüdische Neujahr schon im Herbst gefeiert wird, Gläubige zu Sukkot in eine Laubhütte ziehen oder an einem bestimmten Feiertag in der Synagoge laut mit den Füßen gestampft wird. Es ist eine sehr persönliche Schilderung des jüdischen Jahresablaufs angereichert mit besonderen Feiertagserlebnissen ihrer Familie und ihren Lieblingsrezepten.

Ein Buch, das man nicht unbedingt auf einmal lesen muss, sondern in dem man auch immer wieder blättern kann. (Danielle Spera war übrigens bei der Grete Rehor-Matinee „Frauen im Rampenlicht“ 2022 zu Gast.

Zum Nachlesen und Nachschauen hier: https://politische-akademie.at/aktuelles/grete-rehor-matinee-frauen-und-das-rampenlicht/)

 

Lucy Fricke: Die Diplomatin (Claassen), 256 Seiten

In ihrem 256 Seiten starken Roman erzählt Lucy Fricke – nachdenklich und packend – zugleich die Geschichte einer Diplomatin, die den Glauben an die Diplomatie verliert.

Auch wenn das Buch 2022 erschienen ist, geht es dabei nicht um den Krieg in der Ukraine, die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen von Diplomatie stellt sich heute aber wieder sehr deutlich.

Lucy Fricke schreibt zu Beginn ihres Buches zwar, dass die „Handlung und alle handelnden Personen frei erfunden [sind] und jede Ähnlichkeit mit lebenden oder reale Personen so zufällig [wäre] wie alles andere im Leben.“ Montevideo und Istanbul, die Schauplätze ihrer Handlung, lässt sie aber ebenso lebendig werden in ihren Schilderungen wie die einzelnen Charaktere. Und auch wenn man nichts für die aktuelle Weltpolitik ableiten will aus dem Roman, so ist er doch eine Erzählung, die anrührt und nachhallt.

(Über Frauen in der Diplomatie haben wir kürzlich auch ausgehend von Elisabeth Motschmanns Band „Female Diplomacy“ diskutiert. Zum Nachschauen hier: https://politische-akademie.at/aktuelles/frauen-in-der-diplomatie-sind-sie-jetzt-die-quotenfrau/)

 

Steffi Burkhart (Hrsg.): Be Water, My Friend (Vahlen) ,300 Seiten

Human Capital Evangelist Steffi Burkhart ist seit Jahren eine gefragte Key Note Speakerin, wenn es um das Leben und die Erwartungen der Generationen Y und Z geht, um die Zukunft der Arbeit und gesellschaftlichen Wertewandel. Um all das geht auch in dem Band „Be Water, My Friend“, den sie 2020 im Eindruck der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden tiefen Krisen zusammengestellt hat.

29 Persönlichkeiten, von Trendforscher Matthias Horx bis Moderatorin und Autorin Nina Ruge, von Fußball-Profi Per Mertesacker bis Professorin Jutta Rump, teilen mit Leserin und Leser ihre recht unterschiedlichen Gedanken und Ideen dazu, wie wir unser junges 21. Jahrhundert besser meistern können. Noch vor dem Ukraine-Krieg entstanden, aber auch vor der zweiten (und weiteren) Corona-Welle(n), schwingt in dem Buch eine andere Stimmung mit, mehr Optimismus in Sachen gesellschaftlicher Zusammenhalt und globaler Multilateralismus. Vielleicht ist es gerade deshalb gut, den Band oder einzelne Essays darin zu lesen.

So erweitert man nicht nur eigene Denkräume, sondern erlebt auch, dass Zuversicht und Zukunftsfreude gerade nicht verloren, sondern vielleicht nur zugedeckt sind. (Steffi Burkhart hat 2022 auf der Politischen Akademie über Arbeitswelten der Zukunft gesprochen.

Zum Nachschauen hier: https://politische-akademie.at/aktuelles/haben-wir-ein-zuversichtliches-verhaeltnis-zum-unbekannten/

 

Barbara Bleisch: Warum wir unseren Eltern nichts schulden (Carl Hanser Verlag), 208 Seiten

Barbara Bleisch ist nicht nur großartige Gastgeberin der Gesprächsrunde „Sternstunde Philosophie“ im SWR (Gibt es auch als Podcast!) und Mitglied der Jury des Tractatus-Preises im Rahmen des Philosophicum Lech. Vor allem ist sie eine Philosophin. Und derer bekannter und berühmter gab und gibt es nicht allzu viele. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich oft mit Fragen von Rechten und Pflichten, im gesellschaftlichen und gerade im familiären Kontext.

„Warum wir unseren Eltern nichts schulden“ ist ein Buch aus einer Reihe, die mit einem philosophischen Blick auf Themen des Zusammenlebens schaut. Wer schnell eine ganz eindeutige Antwort will, der sollte wohl weder das Buch lesen, noch überhaupt „philosophieren“ – wer aber genau wissen will, warum wir unseren Eltern nun tatsächlich nichts schulden, dennoch eine gute Beziehung zu ihnen und uns selber haben können, der sollte in Barbara Bleischs eingängige und fundierte Überlegungen eintauchen.

Zur Sternstunde Philosophie im SWR: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/sternstunde-philosophie?id=b7705a5d-4b68-4cb1-9404-03932cd8d569

 

Claudia Kloihofer: Dein Körper schützt dich (Goldegg Verlag), 264 Seiten

Claudia Kloihofer ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Die „Niederösterreicherin des Jahres“ 2014 hat es geschafft, eine tiefe persönliche Krise nicht nur für sich selber zu nutzen, sondern daraus auch Kraft zu gewinnen, andere Menschen zu begleiten.

Als Mutmacherin (www.mutmachinstitut.at) berät, coacht, trainiert, entwickelt und unterstützt sie, wenn es um Veränderungen in Organisationen und im Leben einzelner geht. Ihr Credo „Dein Körper schützt dich – Vertraue deiner Intuition“ hat sie nun zum Titel ihres dritten Buches gemacht.

In vier Kapiteln lässt sie Leser und Leserin nicht nur an ihrer persönlichen Lebensgeschichte teilhaben, sondern vor allem an ihren Erkenntnisse, wie man sich Signale des eigenen Körpers zunutze machen kann, um dem Leben eine neue, jedenfalls umfassend gesunde Richtung zu geben. Ein Buch, das einen anrührt und anregt. Und das vielleicht gerade deshalb gut in die Fastenzeit passt.

 

Stefanie Stahl: Wer wir sind (Kailash), 384 Seiten

Das Buch von Stefanie Stahl war ein Geburtstagsgeschenk an mich. Und als eine, die – dank Ausbildungen, Lektüre und einigem an Lebenserfahrung – dachte, sie wüsste ja schon praktisch alles darüber wie Menschen so „funktionieren“, hab ich das Buch mit etwas Skepsis zu lesen begonnen. ‚Was soll ich da schon Neues erfahren?‘ – ich gebe es zu. In der Tat bin ich äußert positiv überrascht und eines Besseren belehrt worden.

In „Wer wir sind. Wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben.“ erklärt Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Stefanie Stahl äußerst anschaulich und strukturiert zugleich unsere vier psychischen Grundbedürfnisse und wie wir sie in Balance halten können. Sie ergänzt ihre Betrachtungen um Fallbeispiele und beendet das Buch mit ganz konkreten Lösungsansätzen.

Ob das Buch – wie das Cover verspricht – „alles was sie über Psychologie wissen sollten“ enthält, traue ich mir nicht zu sagen. Für mich war die Lektüre jedenfalls horizonterweiternd und erlaubt mir, das was ich bisher wusste und erfahren haben, neu einzuordnen und verstehen zu können.

Mehr Information über Stefanie Stahl und die Psychologie: https://www.stefaniestahl.de/

 

Gerhard Jelinek: Mutiger, klüger, verrückter. (Amalthea Signum), 288 Seiten

Frauen vor den Vorhang holen, das steht im Zentrum des Buches von Gerhard Jelinek. Auf 2800 Seiten mit zahlreichen Abbildungen schildert er die Schicksale von 25 Frauen, die aus seiner Sicht außergewöhnlich waren und die Welt verändert haben.

„Von den Anfängen der Zeit bis heute haben sich Frauen auf so verschiedenen Gebieten wie Politik, Kunst, Literatur oder Wissenschaft erfolgreich behauptet. Dabei mussten sie stärker und erfinderischer als Männer sein, um sich gegen Benachteiligung und Konventionen durchzusetzen – und bezahlten nicht selten einen hohen Preis.“, heißt es im Klappentext. Unter den portraitierten Frauen sind Maria Magdalena ebenso wie Beate Uhse, Kleopatra ebenso wie Eleanor Roosevelt. Aber auch auf den ersten Blick weniger bekannte Persönlichkeiten wie Olympe de Gouges (Sie fordert Menschenrechte für Frauen und wird zum Opfer der Französischen Revolution.) oder das »Freudenmädchen« Ching Shih (Sie beherrscht mit einer Piratenflotte das Südchinesische Meer.) werden vorgestellt.

Im Buch geht es übrigens nicht nur um diese inspirierenden Frauen, sondern auch um jene Männer, die sie behinderten und förderten, hassten und liebten. Infotainment at its best, würde ich sagen.

 

Mehr Buchtipps

Alle Buchtipps auf der Homepage der Politischen Akademie:
Buchtipps – Politische Akademie – Raum für Entwicklung (politische-akademie.at)

 

Politische Akademie: Grete Rehor-Matinee

„Frauen vor den Vorhang holen wir auf der Politischen Akademie traditionellerweise im Rahmen der Grete Rehor-Matinee“, sagt Bettina Rausch. Die findet heuer am 22. Mai statt und widmet sich dieses Mal besonders Frauen, die Pionierinnen auf europäischer Ebene waren.

Dabei wird unter anderem der österreichischen Abgeordneten Lola Solar gedacht, die vor 70 Jahren mit der „European Union of Women“ die erste europaweite Frauen-Vereinigung gegründet hat. Alle Informationen zur Veranstaltung und eine Möglichkeit zur Voranmeldung gibt es hier: Grete-Rehor-Matinée Pionierinnen in Politik und Gesellschaft – Politische Akademie – Raum für Entwicklung (politische-akademie.at)