Berichte

Weitere Initiativen gegen Antisemitismus

Gedenken an die Opfer des Holocaust: Fassadenprojektion von #WeRemeber am Parlament in Wien. Foto: Parlament/Buchner

Wer in Österreich asylberechigt ist, erhält eine Einschulung darin, Antisemitismus zu erkennen und diesem entgegenzutreten. Dies vereinbarten die Bundesministerinnen Susanne Raab und Karoline Edtstadler mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch. Der Nationalrat gedachte der Opfer des Holocaust. Parlaments-Präsident Wolfgang Sobotka lädt am Holocaust-Gedenktag 27. Jänner zu einem Gespräch.

 

Neues Modul gegen Antisemitismus

Ein neuer, wichtiger Schwerpunkt in den Werte- und Orientierungskursen des Integrationsfonds ist das Modul Antisemitismus, das unter Federführung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) erarbeitet wurde. Präsentiert wurde das neue Modul zu Wochenbeginn in Wien von Familienministerin Susanne Raab, Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch. Die Kurse wurden, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, im Jänner von 8 auf 24 Stunden, also von einem auf drei Tage verlängert.

 

Antisemitismus und entgegenwirken

Ziel ist die Sensibilisierung für unterschiedliche Formen des Antisemitismus, diese zu erkennen und diesen entgegenzuwirken. Weiters steht die Vermittlung der Geschichte jüdischen Lebens in Österreich sowie auch der Verantwortung Österreichs in Zusammenhang mit dem Holocaust im Zentrum.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird im Kurs klar vermittelt, dass die Diskriminierung von Jüdinnen und Juden, die Leugnung, Verharmlosung und das Gutheißen nationalsozialistischer Verbrechen in Österreich per Gesetz verboten sind und geahndet werden. Wie man mit Zivilcourage entschieden gegen Antisemitismus auftritt, wird ebenfalls erarbeitet.

Abgehalten werden die Kurse und das Kursmodul Antisemitismus von ÖIF-Trainerinnen und -Trainern sowie Dolmetscherinnen und Dolmetschern.

 

Aktiv gegen Antisemitismus: Deutsch, Edtstadler und Raab. Foto: BKA/Schötter

Aktiv gegen Antisemitismus: Deutsch, Edtstadler und Raab. Foto: BKA/Schötter

Hoher Bedarf an Sensibilisierung

Aktuelle Studien des Politikwissenschaftlers Peter Filzmaier und des Sozialwissenschaftlers Kenan Güngör hätte gezeigt, dass Antisemitismus unter muslimischen Migranten vergleichsweise stark verbreitet sei. Ebenso sei in der täglichen Arbeit ersichtlich, dass es unter Zuwanderinnen und Zuwanderern sowie Flüchtlingen Informations- und Sensibilisierungsbedarf bezüglich Antisemitismus gibt, berichteten Raab und Edstadler.

Antisemitismus habe in Österreich keinen Platz, erklärte Raab. Jede Form des Antisemitismus sei zu bekämpfen. Das neue Modul soll auch die Verantwortung Österreichs für den Holocaust sowie die Geschichte des jüdischen Lebens vermitteln.

Bei den Demonstrationen der vergangenen Tage hätten einzelne Ereignisse gezeigt, dass der Kampf gegen den Antisemitismus aktuell bleibe, ergänzte Edtstadler: „Unsere Vision ist eine Gesellschaft frei von Antisemitismus und ein prosperierendes jüdisches Leben.“

 

Judentum gehört zu Österreich

„Das Judentum gehört zu Österreich“, meinte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde bei der Präsentation des Konzepts am Montag. „Dies gilt es, jedem und jeder einzelnen klarzumachen, egal ob er oder sie hier geboren ist oder erst seit Kurzem in Österreich lebt. Das Antisemitismus-Modul im Werte- und Orientierungskurs trägt dazu bei. Das Modul bietet wichtige Instrumente gegen Antisemitismus und würde sicherlich auch so manchem aktuell Demonstrierendem guttun.“

 

Sobotka lädt zu Gespräch

Der Präsident des Nationalrates, Wolfgang Sobotka, lädt anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust zu einem Gespräch. „Zeit zum Reden“ ist der Titel einer via Livestream übertragenen Podiumsrunde am Donnerstag, 27. Jänner 202 um 11.00 Uhr, die im Palais Epstein abgehalten wird.

Im Jahr 2005 hat die UNO den 27. Jänner, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in Jahr 1945, zum internationalen Holocaust-Gedenktag ausgerufen.

Mit dem Erinnern will das Parlament das Andenken der sechs Millionen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wahren, Lehren aus der Vergangenheit ziehen und sich mit antisemitischen Tendenzen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen, heißt es in der Einladung von Sobotka.

Moderiert von Monika Salzer (ORF) sprechen Wolfgang Sobotka, Melody Sucharewicz (Kommunikations- und Politikberaterin aus Tel Aviv), Michel Friedman (deutsch-französischer Philosoph) und Karin Stögner (Soziologin und Antisemitismus-Forscherin).

Hier gelangen Sie zum Livestream.

Der Nationalrat gedachte am 19. Jänner der Opfer des Holocaust: #WeRemember. Foto: Parlament/J. Zinner

Der Nationalrat gedachte am 19. Jänner der Opfer des Holocaust: #WeRemember. Foto: Parlament/J. Zinner