Europa- & Aussenpolitik
Takacs gibt Überblick über die Flüchtlingssituation
Rund acht Wochen sind vergangen, seit Kriegsbeginn in der Ukraine. Flüchtlingskoordinator Michael Takacs erläuterte am Donnerstag in Wien, wie die Situation der vertriebenen Personen aus der Ukraine derzeit aussieht und wie sich Österreich auf die nächsten möglichen Flüchtlingswellen vorbereitet.
Derzeitige Situation der Vertriebenen
Generalmajor Michael Takacs wurde am 13. März von Bundeskanzler Karl Nehammer als Flüchtlingskoordinator bestellt und die Stabsstelle Ukraine–Flüchtlingskoordination im Bundeskanzleramt eingesetzt, um Österreich bestmöglich auf die humanitäre Hilfe der Vertriebenen aus der Ukraine vorzubereiten, Zur-Sache berichtete.
Nach Österreich sind derzeit mehr als 280.000 Vertriebene eingereist, jedoch etwa 83 Prozent in andere Länder, wie beispielsweise Deutschland, weitergereist. Rund 61.000 Menschen wurden in Österreich registriert und erhalten damit einen Vertriebenenstatus.
Mehr als 39.000 Blaue Karten – die notwendig sind um eine Arbeitsbewilligung zu erhalten – wurden versendet und rund 7.300 Kinder wurden bereits erfolgreich in den Schulalltag integriert.
Geflüchtete könnten nicht sofort nach Registrierung in Österreich arbeiten, erläuterte der Flüchtlingskoordinator Takacs vor Medienvertreterinnen und Medienvertretern. Viele Vertriebene würden am liebsten sofort arbeiten gehen, jedoch darf das AMS diese Menschen nicht sofort vermitteln. Zuerst müsse die Mindestanforderung (Deutsch auf Niveau A2) erlernt und die Blaue Karte ausgestellt werden. Mit Bezug der Blauen Karte können sich die Menschen aus der Ukraine beim AMS melden, die dann weitervermittelt werden, erläuterte Takacs.
Über 1.000 Arbeitsplätze von Firmen wurden besonders für die Menschen aus der Ukraine dem AMS gemeldet. Rund 10.000 Arbeitsplätze würden zudem im Technologie-Bereich für Vertriebene zur Verfügung stehen – bei diesen würden beispielsweise gute Englischkenntnisse ausreichen.
Für mehr als 800 Vertriebene wurden bereits Beschäftigungsbewilligungen erteilt, die nun in Österreich arbeiten gehen können. Viele sind derzeit noch in den Sprachkursen oder im Prüfungsverfahren der Qualifikationen. Beeindruckt zeigte sich Takacs besonders über die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, der Bundesländer und der Hilfsorganisationen.
Situation in den Nachbarstaaten
„Wir sind für die nächsten Tage und Wochen sehr gut ausgerüstet, jedoch analysieren wir auch die Situation in den Nachbarstaaten, denn diese dürfen nicht vernachlässigt werden“, so Takacs.
Der Grund: Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer bleiben in der Nähe ihrer Heimat. Dies bedeutet für Länder wie Polen, Rumänien, Ungarn, der Slowakai und Moldau große Herausforderungen zu bewältigen. Die Menschen geben an, dort auf das Kriegsende warten zu wollen. Dies bedeute auch, dass besonders in diesen Ländern Hilfe vor Ort notwendig ist.
Viele Hilfsgesuche anderer Staaten, wie etwa die Lieferung von Hilfsgütern und Lebensmittel, wurden von Österreich positiv beantwortet. Zwei dieser Hilfsgesuche stammen aus Moldau – auch diese habe Österreich bereits positiv beantwortet und Hilfe angeboten.
Flüchtlingskoordinator Michael Takacs reist nächste Woche persönlich nach Moldau um sich einen Überblick in der Region schaffen.
Ausblick
Takacs könne nicht sagen wie viele Schutzsuchende noch kommen, dies sei vom Kriegsverlauf abhängig. Er werde jedenfalls alles daran setzen, dass Schutzsuchende Hilfe bekommen und Österreich für jede Situation gut vorbereitet ist.
Aktuell werden weiterhin Quartiere für Vertriebene über die Koordinationsstelle der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) eingemeldet. Dies beudete nicht, dass sofort Schutzsuchende einziehen würden. Diese Quartiere sind laut Takacs jedoch enorm wichtig, da Österreich so für weitere Schutzsuchende gut gerüstet ist.
„Derzeit sind die Auslastungen in den Ankunftszentren sehr moderat“, gab Takacs bekannt, jedoch könne die gesamte Infrastruktur innerhalb von 24 Stunden auf volle Kapazität hochgefahren werden. Eine Obergrenze gäbe es laut ihm nicht, jedoch möchte er Österreich für rund 150.000 bis 200.000 Vertriebene vorbereiten um von einem plötzlichen Flüchtlingsstrom nicht überrascht zu werden.