Reitans Freitag

Wien steht Kopf

Wien erhöht Gebühren und Tarife, dennoch fehlt Geld: Bürgermeister Ludwig in Turbulenzen. Foto: Montage / Ludwig: Bwag/Commons

Eine Woche Wien-Energie hat einiges von den Beinen auf den Kopf gestellt. In der Politik. In der Ökonomie. In der Kommunikation. Wie das?

 

Bürgermeister an- und ausgepumpt

Am Sonntag vormittags fordern Arbeiterkammer und Gewerkschaft, die Gewinne der Energieversorger zu besteuern. Doch in Wien ist keine Rede von Gewinn. Ein Finanz-Genosse schreibt eine Pleiten-Beichte. Nix Profit. Der Sozialdemokrat im Nadelstreif ersucht die Regierung um eine Hilfe, welche ihm die Banken nicht mehr gewähren. Der Wiener Bürgermeister wurde schon an- und ausgepumpt. Nach zwei 700-Millionen-Krediten kann der nicht mehr. Wie auch. Das ist jeweils die Schadenssumme der Commerzialbank Mattersburg, an der pannonische Partei-Kollegen würgen. Zusammen nahezu ein Zehntel seines Budgets.

 

Gewinne besteuern, die es nicht gibt

Einige SPÖ-Gewerkschafter wollen Gewinne besteuern, die ihren Genossen Managern fehlen, was der Genosse Ex-Bundeskanzler auf Twitter erregt kommentiert. Die Grünen sind in der Bundespolitik von der SPÖ enttäuscht, die NEOS kassieren ihre SPÖ-Frustration auf Landesniveau. SP-Chefin Rendi-Wagner kann Fehler nicht sehen, die andere inzwischen eingestanden haben. Das rote Wien schlittert in rote Zahlen, weil es die Roten nicht anders können und offenbar nicht einmal miteinander darüber sprechen, wie es gehen könnte.

 

Fatale Verwechslung

Rund 1,3 Milliarden Euro – das ist die Summe, die Wien Energie bis 2027 investieren wollte. Eine Summe, die plötzlich fehlte. Doch die Genossin Parteivorsitzende Rendi-Wagner konnte keine Fehler sehen. Fragte keck, man möge ihr zeigen, wo der Fehler liegt. Diesfalls bei ihr, wo sonst. Sie meinte, nach Wien Energie hätte die Tilak bald Probleme. Das kann nicht stimmen. Das sind die Tiroler Landeskrankenanstalten. Gemeint war wohl Tiwag, die Wasserkraft-AG. Aber die hat keine Probleme. Und wer ihr welche andichtet, kriegt sie.

 

Werden Tarife geprüft?

Bei so viel an Unsinn und Unfug ist die AK ein Wohltat: Sie hatte immerhin angekündigt, die etwas unübersichtlich geratenen Tarife der Wien Energie einer rechtlichen Prüfung zu unterziehen. Wie ja auch der Rechnungshof schon tapfer aber unverbindlich ankündigte, sich bei Wien-Energie einzuschalten.

 

Versagen pur

Die SPÖ hat sich mit dem Wien Energie-Debakel politisch isoliert. Sie hat einen ökonomischen Risikofaktor hergestellt. Sie hat erbärmlich kommuniziert. Das ist Versagen pur.